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Wurmkompostierung bezeichnet den gezielten Vorgang zu einer Kompostierung mit Kompostwürmern. Hierzu finden bereits relativ große Anlagen ihren Einsatz zur industriellen Nutzung, meist allerdings im Ausland. Kleine Wurmfarmen oder Wurmboxen fangen den organischen Abfall in einem normalen Haushalt auf, und verwerten diesen zu Wurmhumus. Kompostwürmer sind dankbare Abnehmer für Pferdemist, so dass Wurmkompostierung in einer offenen Anlage eine gute Alternative bietet, den eigentlichen Abfall von Pferden zu entsorgen und zu nährstoffreichem Wurmhumus zu wandeln. Womit wir die eigentlichen drei Wurmkomposter schon angesprochen haben
- Wurmboxen/Wurmkisten für den privaten Haushalt (2-6 Personen)
- Offene Anlage – ähnlich Kompost im Garten oder zur Verwertung von Pferdemist
- Industrielle Anlagen für die Landwirtschaft oder zur Erstellung großer Mengen
Heinz Erven (ein Pionier auf dem Gebiet des biologischen Anbaus von Obst und Gemüse, sowie bekannt durch seine Publikationen zum Thema „Hochbeete“) nannte Wurmhumus nicht zu Unrecht einst das „schwarzes Gold“. Er beinhaltet einen hohen Anteil an bioverfügbaren Nährstoffen, wie unter anderem die so genannten Ton-Humus-Komplexe, welche verantwortlich sind für gute wasserspeichende Eigenschaften im Substrat. Wurmhumus ist damit sehr ideal für sandige Böden, aber generell auch für die Anzucht und Pflege von Pflanzen durch den lockeren Boden. Ein Bio-Nährstoffdünger mit positiven Eigenschaften auf Boden und Pflanze.
Wurmhumus ist einfach herzustellen. Der Handel bietet hier schon verschiedene Möglichkeiten für den privaten Haushalt an. In Wurmfarmen-Sets können Sie gleich loslegen. Für den Individualisten lassen sich diverse Anleitungen, zum selber bauen von Wurmboxen im Internet finden.
(» eine kleine Übersicht hier).
Was sind Wurmkisten/Wurmboxen ?
Wurmkisten oder Wurmboxen (auch Ebenenkomposter genannt) sind geschlossene Systeme (natürlich mit ausreichender Belüftung und Lüftungssystemen) in denen Kompostwürmer auf mehreren Ebenen organisches Material in Wurmhumus („schwarzes Gold“) zersetzen. Durch das geschlossene System zersetzen die Regenwürmer/Kompostwürmer das organische Material viel gezielter als im normalen Kompost, wodurch ein nährstoffreicheres Substrat erzielt wird, das Nebenprodukt „flüssiger-Wurmhumus“ (Bio-Flüssigdünger) entsteht quasi nebenbei. In einer Wurmfarm wird das organische Material bis XX % zersetzt. Das ist ca. XX % höher als beim normalen Kompost, wodurch auch die Dichte der im Boden gelösten Nährstoffe zu erklären ist.
Standort einer Wurmkiste/Wurmbox ?
Der Standort einer Wurmkiste sollte immer trocken und geschützt vor direkter Sonneneinstrahlung gewählt werden. Ideal sind Temperaturen zwischen xx°C und xx°C.
Welche Bewohner sind in einer Wurmbox/Wurmkiste ?
Unsere Hauptbewohner in der Wurmfarm sind Regenwürmer und heißen
- Dendrobaena veneta
- Eisenia hortensis
- auch Eisenia fetida oder Eisenia andrei
Darüber hinaus finden sich viele weitere Organismen in einem gesunden Wurmkompost-Substrat. Hier einmal die größten Vertreter mit genannt: Springschwänze (auch Folsomia candida), Kompostpilze, Milben u.a.
Kleine weiße Würmer in meinem Wurmkompost
Keine Sorge, das ist ein gutes Zeichen. Diese kleinen weißen Mitbewohner sind so genannte „Enchyträen“ und gehören zu einem gesunden „Kompost-System“ dazu. Diese kleinen Würmchen können ein Anzeichen für zu viel Nässe oder einen zu niedrigen pH-Wert sein, wenn es zu viele werden und sie überhandnehmen (aber nur dann, sonst sind sie ok und gut!). Enchyträen gehören zu dem organischen Prozess der Umwandlung dazu. Sie ernähren sich überwiegend von Bakterien, Pilzen, organisch abgestorbenem Material sowie vom angereicherten Mineralboden. Sie bilden Humus und regen weitere Bakterien und Organismen im Prozess an. Enchyträen gelten auch als Indikatororganismen. Das heißt, sie sind ein Indikator für zu wenig oder zu viel Flüssigkeit und zeigen an, ob das System Kompost gesund ist oder eher ins Ungleichgewicht geraten ist.
Ameisen in der Wurmkiste/Wurmkompost
Generell sind Ameisen keine große Gefahr in der Wurmfarm. Sie haben mit den Regenwürmern einfach nur diegleichen Vorlieben gemeinsam und essen gerne Früchte, wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche und Co. und werden durch diese angelockt. Ameisen sind damit aber Futterkonkurrenten zu den Kompostwürmern und würden sich notfalls um das Futter streiten bzw. die Würmer vertreiben. Sollte sich ein Ameisennest in der Wurmbox befinden, muss dieses mit der Hand ausgehoben und idealerweise weit ab vom Haus ausgesetzt werden, in der Hecke oder im Strauch. Ameisen sind ein Indiz für eine zu hohe Trockenheit in der Wurmbox oder Wurmkiste. Halten Sie die Wurmfarm feuchter in dem Sie bis zu zwei Mal die Woche gießen. Der Absperrhahn sollte dabei geöffnet bleiben, damit die überschüssige Feuchtigkeit ablaufen kann und keine Staunässe entsteht.
Was tun, um Ameisen zu vertreiben aus der Wurmfarm?
Legen Sie grob geschnittene Kräuter mit einem hohen Anteil an ätherischen Ölen unter das Substrat. Der ausströmende Geruch der ätherischen Öle der Kräuter ist den Ameisen zu intensiv und sie gehen lieber wieder. Um ganz sicher zu gehen, kann man bei einigen Modellen die Füße in eine Dose mit Wasser stellen, um eine natürliche Barriere für Ameisen zu schaffen. Nur aufpassen, dass diese dann nicht austrocknen…
Das gehört nicht in eine Wurmkiste
- Zitrusfrüchte (zu hoher Anteil ätherischer Öle und meist „sauer“)
- Fleisch
- Milchprodukte
- Bunt bedrucktes Papier, Glänzendes (Edelmetalle)
- Nussschalen (alles was sehr hart ist, Kerne, Steine etc.) – Zersetzung dauert zu lange. Gemahlen ok.
- (ggf. Teigwaren, wenn es Ratten anziehen könnte)
- » was gehört in einen Kompost und was nicht
Schimmel in der Wurmkiste – was nun?
Schimmelbildung oder Pilzteppiche sind erst einmal nichts Schlimmes, solange es nicht überhand nimmt, gehört es zum natürlichen Prozess der Zersetzung dazu und ist meist ein Zeichen von zu hoher Feuchtigkeit in der Wurmfarm. Für den Regenwurm ist es erst mal nichts anderes als eine andere Form von „Nahrung“ = organische Substanz. In dem Auffangbehälter, welchen ich in der Küche für die Küchenreste stehen habe, entsteht manches Mal durch Feuchtigkeit und Wärme ein leichter Schimmel bzw. eher eine Bildung von Sporen und Sprossen, die sich zu einem leichten Teppich ausbilden. Solange das kleinere „Herde“ sind, mache ich mir keine Gedanken, zähle den Schimmel grundlegend mit zum organischen Material und sehe es als Futter für die Regenwürmer an.
Existiert aber grundlegend eine zu hohe Feuchtigkeit in der Wurmfarm, legen Sie kleine Papp- und Papierstücke zwischen das Substrat. (Wichtig: Das Papier sollte keinesfalls farbig bedruckt sein. Tageszeitung = ok, Klopapierrollen, Küchenpapier etc.). Die Feuchtigkeit wird aufgesogen und das papierhaltige Material hilft den Würmen beim weiteren Zersetzungsprozess. Ich mische generell immer etwas Papier/Pappe sporadisch mit unter und reguliere so die Feuchtigkeit etwas mit, gebe den Regenwürmern damit aber auch quasi etwas gröberes Material zum Schleifen und Verdauen mit. In den Auffangbehälter in der Küche lege ich nach der Säuberung meist ein Küchenpapier hinein. Dieses saugt kleine Feuchtigkeitsrückstände auf, die vom Kaffee- oder Teesatz übrig bleiben.
Verwendung des Wurmhumus-Flüssigdüngers (auch Wurmtee)
Die Flüssigkeit, die meist durch alle Schichten durchsickert und unten aufgefangen werden kann, eigentlich die normal entstehende Feuchtigkeit, ist ein hochkonzentrierter Flüssigdünger. Dieser Bio-Flüssigdünger eignet sich hervorragend, um Zimmerpflanzen oder Gemüse im Garten zu düngen. Dieses Konzentrat soll mit 10 Teilen Wasser zu 1 Teil Wurmhumus-Konzentrat verdünnt werden, ansonsten ist es noch zu stark für manche Pflanzen. Es fördert das Wachstum und regt die Pflanze an. Wurmhumus-Flüssigdünger versorgt die Pflanze und das Gemüse mit wichtigen Nährstoffen und unterstützt bei der Früchtebildung. Wegen dem intensiven Geruch kann es sequenziell auch zur Impfung und Vertreibung von Schädlingen eingesetzt werden. Es empfiehlt sich, eine Kombination mit Kräutern und ätherischen Ölen, welche die Schädlinge (auch Ameisen ggf.) vertreibt, zu verwenden.
Bei Zimmerpflanzen empfiehlt es sich, pro Monat ein Mal einen Löffel Wurmhumus-Erde oder Wurmhumus-Flüssigdünger unterzumischen. Die erforderlichen Nährstoffe gelangen so über die Erde an die Wurzeln der Pflanzen. Ich habe im Sommer ebenfalls gute Erfahrungen damit gemacht, einfach eine Hand Wurmhumus zum Pflanzenansatz zu geben. Entweder beim Setzen der Jungpflanzen (Tomaten, Gurken etc.) gleich ins Wurzelwerk geben oder später einfach von oben in den Erdansatz ein bis drei Zentimeter einmischen. Bei beiden Varianten kann ich positive Verläufe bestätigen in der Anzucht von Saatgut oder bei der Setzung von Jungpflanzen in den Garten.
Vorteile einer Wurmkiste/Wurmfarm ?
- Reduzierung des biologischen Abfalles
- Reduzierung CO2
- Wurmhumus als sehr guter Nährstoffboden zur Anzucht und Pflege von Pflanzen
- Wurmtee als hochkonzentrierter, biologischer Flüssigdünger
- Platzsparende Kompostierung (ideal für Balkon, Garten oder ggf. auch im Wohnhaus – falls kein Garten zur Verfügung steht)
- Ganzjährige Kompostierung möglich
- Nährstoffreiche Anzuchterde, Substrat zum Ziehen von Pflanzen
- Für Angler: stetig frische Köder
Wurmhumus als ideale Anzuchterde/Nährstoffboden
Wurmhumus eignet sich ideal zum Anzüchten von Pflanzen sowie Gemüse und Obst für den Garten. Nach langjähriger Erfahrung mit überdüngter Blumenerde aus dem Handel, sowie Anzuchterde vom Baumarkt nutze ich nur noch Humuserde für die Anzucht. Die Jungpflanzen werden kräftig und stark und im Garten sieht man den Unterschied zu normal gewachsenen Pflanzen bei fortgeschrittener Wachstumsphase. Gelegentlich mische ich ins Wurzelwerk der Jungpflanzen beim Setzen in den Garten noch eine Hand Wurmhumus unter, quasi als Starthilfe für das freie Leben draußen ;). Beides hat sich bewährt über die Jahre und ich erfreue mich gesunder und kräftiger Pflanzen dank des Wurmhumus bzw. der Regenwürmer. Darüber hinaus weiß ich einfach Bescheid über die Inhalte meiner Blumenerde.
Autor/Redaktion: bp
Bildnachweis: bp / primages.com